Startup während des Studiums gründen – eine gute Idee?

von | 12. Feb 22

Wer studiert, der macht dies zumeist im Hinblick auf einen bestimmten Abschluss. Viele Studenten wollen nach dem Studium schnell in die Selbstständigkeit starten, vielleicht auch, weil sie während der Zeit an der Uni die Muse geküsst hat oder sie gemeinsam mit Kommilitonen eine besondere Idee entwickelt haben.

Um nicht zu viel Zeit ins Land gehen zu lassen und zu riskieren, dass einem am Ende jemand zuvorkommt, möchten manche bereits im Studium ihre berufliche Selbstständigkeit ins Rollen bringen. Entscheidet man sich für diesen Schritt, sollte man folgende Punkte nicht außer Acht lassen:

natürlich brauchst du als Erstes eine gute Idee
der eine oder andere Tiefschlag lässt sich letztendlich nicht vermeiden – das ist aber auch nicht allzu schlimm, schließlich wächst du an deinen Aufgaben
sei dir bewusst, dass du für eine gewisse Zeit eine Doppelbelastung in Kauf nimmst, damit du Selbstständigkeit und Studium unter einen Hut bekommst
das Auf- und Ausbauen einer Geschäftsidee braucht Zeit und Geduld
Selbstständigkeit heißt wirklich „selbst und ständig“
du solltest dir Unterstützung suchen, auf die du dich verlassen kannst

Wie bereits erwähnt, ist es eine große Belastung, während des Studiums zu gründen, und das ist nicht jedermanns Sache. Aber der Schritt in die Selbstständigkeit während des Studiums kann auch Vorteile mit sich bringen. Schließlich bewegst du dich gerade während des Studiums in einem großen Kreis Gleichgesinnter, die sich in deinem Business auskennen. Nutze diese Chance und sieh die Kommilitonen, Dozenten, Professoren und Mitarbeiter als großes Netzwerk, welches eine gute Basis für deine Idee sein kann. Nie wieder wirst du so einfach und schnell an Meinungen oder Ratschläge von Fachleuten kommen oder Kontakte zu anderen Universitäten / Fachhochschulen aufbauen können. Ergänzen kann man dieses „Gratis-Netzwerk“ prima mit dem Besuch verschiedener Messen oder Vorträge, auf denen man nicht nur wichtige Leute kennenlernt, sondern auch viel über das Business erfahren kann.

Bevor du voller Euphorie ein Gewerbe anmeldest, solltest du einen guten Businessplan erstellen. In diesem ist nicht nur die Geschäftsidee genau beschrieben, er gibt auch Ausblick auf die angedachte Entwicklung, erläutert die Finanzierung und die Organisation deiner Firma. Daher sollte ein guter Businessplan, mit dem man sich eventuell auch bei einer Bank zwecks eines Gründungskredites oder bei möglichen Investoren vorstellt, die folgenden Fragen auf jeden Fall beantworten:

Für wen mach ich es und was mache ich?

Um alle von deiner Idee zu überzeugen, musst du sie dementsprechend verkaufen. Heißt, es müssen auch andere verstehen und nachvollziehen können, wieso dein Produkt / deine Dienstleistung dem Markt noch gefehlt hat, und welche Vorteile damit verbunden sind. In diesem Zusammenhang sollte auch erklärt werden, für welche Zielgruppe das Ganze eigentlich gedacht ist, also wer das Produkt am Ende nutzen und / oder kaufen soll.

Braucht das wirklich jemand?

Jeder hat verstanden, was du möchtest, nun musst du andere noch von der Notwendigkeit deiner Idee überzeugen. Dazu solltest du dir vorab den Markt genau anschauen und eventuelle Mitkonkurrenten genauer unter die Lupe nehmen. Investoren und Banken müssen merken, dass du dich wirklich auskennst und realistisch einschätzen kannst, inwiefern deine Idee ein Erfolg werden kann. Wichtig ist in diesem Rahmen der Begriff des „USP“ (Unique Selling Point), heißt, in welchem Punkt hebe ich mich von anderen ab, was macht meine Idee so einzigartig?

Wo soll man mich sehen?

Um ein gutes Marketing kommt heute niemand mehr herum. Reichte früher eine Annonce in der Zeitung, muss man heutzutage schon ein wenig mehr aus dem Hut zaubern, damit man gesehen und beachtet wird. Hierbei hängt die Zielgruppe eng mit der Marketing-Strategie zusammen. Werde dir darüber klar, für wen du das Produkt anbietest und wo deine Zielgruppe sich am meisten aufhält. Es macht keinen Sinn, ein neues Smartphone in der Apothekenumschau zu bewerben und ein neues Medizinprodukt lediglich bei Instagram zu posten. Entwickel also eine gute und solide Marketing-Strategie, die deinem Produkt und deiner Zielgruppe gerecht wird.

Wie soll das Kind nun heißen?

UG, GmbH, GBR, OHG, KG – es gibt unzählige Rechtsformen in Deutschland. Du musst entscheiden, welche für dein Business die richtige ist, was unter anderem vom Sinn und Zweck deiner Idee sowie der Anzahl der Anteilseigner abhängt. Am besten lässt du dich vorab von einem Fachmann beraten, der sich gut mit Rechtsformen auskennt, um böse Fehler zu vermeiden.

Was darf es kosten?

Wer gründet, der muss investieren. Und zwar nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Damit eventuelle Investoren nicht abgeschreckt werden, sollte in diesem Zusammenhang auch deutlich gemacht werden, wann dein Unternehmen Gewinn abwerfen und wie hoch dieser wahrscheinlich sein wird. Offenlegen solltest du auch, ob es eventuelle Risiken gibt und wie groß deine Rücklagen sind, auf die du zunächst zurückgreifen kannst.

Das Gründen während des Studiums bringt noch weitere Besonderheiten mit sich, die unter anderem den finanziellen Bereich betreffen. Viele Studenten beziehen BAFöG und möchten das auch als Selbstständiger weiterhin bekommen. Fakt ist, dass die Zahlungen erst dann gekürzt werden, wenn dein Unternehmen mehr als 5.400 € Gewinn im Geschäftsjahr macht. Empfehlenswert ist hier der Besuch beim Steuerberater, der eine passende Steuererklärung erstellen kann – und die brauchst du nicht nur für dich, sondern auch für deine Firma. Einfacher ist die Sache beim Kindergeld für die eigene Person, denn das wird in der Erstausbildung so lange gezahlt, bis diese abgeschlossen ist.

Bedenken solltest du deine Krankenversicherung. Normalerweise sind Menschen unter 25 über die Eltern versichert, so lange sie sich im Studium befinden. An dieser Tatsache muss sich auch nichts ändern, vorausgesetzt, die monatlichen Einkünfte überschreiten nicht die Grenze von 455 € pro Monat. Für Studenten über 25 gibt es die sogenannte studentische Krankenversicherung, die in der Regel etwas günstiger ist als eine normale Krankenversicherung. Wichtig für alle, die gründen wollen: Die studentische Krankenversicherung kannst du nur in Anspruch nehmen, wenn man deine Tätigkeit als nebenberuflich anerkennt. Es empfiehlt sich daher, vorab mit der Krankenkasse zu sprechen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Übrigens: Die eine oder andere Uni fördert sogar das Gründen im Studium, fördert dies oder bietet kostenlose Beratungen an. Hier gilt die alte Regel „Nimm, was du kriegen kannst, und gibt nichts davon zurück.“

Das spricht für das Gründen während des Studiums:

du erlebst schneller erste Erfolge
du verdienst nebenbei gutes Geld
du kannst Uni und Beruf relativ frei miteinander vereinen
du sammelst erste Erfahrungen
du hast nach dem Studium nicht den Druck, sofort einen festen Job zu finden

Das spricht gegen das Gründen während des Studiums:

du könntest Fehler machen, weil es dir schlicht an Erfahrung mangelt
deine Freizeit wird massiv eingeschränkt
du musst mit der doppelten Belastung aus Beruf und Studium klar kommen
du musst dich umfassend mit einem eventuell fremden Fachgebiet auseinandersetzenAm Ende entscheidest du, ob du den Schritt in die Selbstständigkeit bereits in deiner Studienzeit wagen möchtest. Wer sich dafür entscheidet, der kommt sicherlich auch mit den belastenden Punkten einer frühen Gründung klar. Und für alles andere gibt es schließlich Experten, die sich hauptberuflich genau damit befassen und dich unterstützen können.